Traditionelle okinawanische Kampfkunst - Kobujutsu

Yamanny Chinen Ryu Bojutsu   ( Langstock)

Saijutsu   ( Dreizack)

Bevor man auf Okinawa mit dem Karatetraining begann, erlernte man üblicherweise zuerst den Umgang mit einer Waffe, z.B. dem Bo (Langstock). Der Grund dafür liegt auf der Hand: Mit einer Waffe in der Hand kann man sich leichter verteidigen. Hat man sogar einen Bo, lässt sich der Gegner auf Distanz halten. Auch heute lernen besonders gefährdete Berufsgruppen, z.B. Polizisten und Soldaten, den Umgang mit Waffen und tragen sie stets bei sich. Hatte man die Handhabung der Waffen erlernt, trainierte man zusätzlich für den Fall, dass man sich einmal unbewaffnet verteidigen muss.

Das Waffentraining, vor allem das Training mit dem Bo (Bojutsu), hilft darüber hinaus die Bewegung der Kampfkunst zu verstehen. Dazu kann man sich den Bo als Angreifer vorstellen. Schwingt man den Bo, so möchte man sich mit dem hinteren Ende nicht selbst treffen. Man muss »ausweichen« und den Körper abdrehen.

Auch heute sind Karate und die Waffenkünste (Kobujutsu) noch immer untrennbar miteinander verbunden, wenngleich der kämpferische Aspekt der Kampfkunst im Sinne der Selbstverteidigung mittlerweile in den Hintergrund getreten ist.

Wir betreiben Yamanni Chinen Ryu Bojutsu, kurz Yamanni Ryu. Dies ist ein Bojutsustil, der sich auf Okinawa entwickelt hat. Die meisten der modernen Kobujutsustile leiten sich vom Yamanni Ryu ab, teilen aber leider nicht die einzigartige Dynamik und Effektivität dieser wundervollen Kampfkunst.

Der Überlieferung nach brachte der legendäre Meister Tode Sakugawa im 18. Jahrhundert eine Stock-Kampfkunst aus China nach Okinawa. Die adelige Chinen Familie, die mit dem Schutz vieler Aristokraten betraut war, adaptierte diese Kampfkunst und entwickelte sie über Generationen weiter. Es wird erzählt, dass Großmeister Chinen Sanda eines Nachts von einem zurückschnellenden Bo träumte. Inspiriert von diesem Traum entwickelte er Schwünge und Schläge, die schnellstmöglich in die Ausgangsposition zurückführen bzw. eine außergewöhnlich schnelle Schlagfolge zulassen. Sensei Kishiba trainierte unter Chinen Masami, dem Enkel Chinen Sandas. Es heißt, er sei der Einzige, der alle Katas des Yamanni Ryu von Masami Chinen gelernt hat. Dieses Wissen gab er an Shihan Oshiro Toshihiro weiter.

Wie das Shorin Ryu ist Yamanni Ryu äußerst effektiv. Dieses System lehrt eine einzigartige Körperdynamik und Beinarbeit. Bei den geschmeidig anmutenden Bewegungen kann man den Stock förmlich durch die Luft schneiden hören.